Das sind die Preisträger des "Deutschen Hörbuchpreises 2022"

Die drei Jurys mussten sich aus rund 300 Einreichungen für die Sieger entscheiden.

Die Gewinner:innen des "Deutschen Hörbuchpreises 2022" wurden am Dienstagabend in einer Live-Radiosendung bei WDR 5 bekannt gegeben. Der Verein Deutscher Hörbuchpreis verzeichnete im 20. Wettbewerbsjahr rund 300 Einreichungen von Verlagen, Sendern und Produzent:innen. In einem mehrstufigen Verfahren ermittelten die drei Jurys die Preisträger:innen. Der Deutsche Hörbuchpreis ist in jeder Kategorie mit 3.333 Euro dotiert.

Martina Gedeck und Edgar Selge sind beste Interpreten

Als "Beste Interpretin" wird Schauspielerin Martina Gedeck für ihre Lesung des Romans "Nastjas Tränen" von Natascha Wodin (Argon Verlag) ausgezeichnet. "Ruhig und nüchtern, mitfühlend und warm" gestalte sie diese Erzählung von Sehnsucht und Verlust, bescheinigt ihr die Preisträgerjury. Gedecks "intimer Dialog mit uns Hörerinnen und Hörern" arbeite mit großer Souveränität und „nahezu greifbarer Präsenz" sowohl die Tragik als auch die komischen Aspekte des Textes heraus: "Stellenweise absurd, traurig und von fesselnder Poesie."

Schauspieler Edgar Selge erhält den Preis in der Kategorie "Bester Interpret" für die Lesung seines Romans "Hast Du uns endlich gefunden" (Argon Verlag). Jeder "Versuchung" und "Verführung", die mit der Autorenlesung eines autofiktionalen Stoffes einhergehe, wisse sich Selge zu entziehen, hebt die Jury hervor. Sie attestiert dem "feinfühligen Schauspieler", das "labile Gleichgewicht" im Erzählen seiner Lebensgeschichte zu wahren. "Auf bravouröse Art und Weise" gelinge ihm die "Gratwanderung zwischen Identität und Rolle".

Irre Ohrwürmer und ein neunstündiges Epos

Regisseurin Christiane Ohaus und Komponistin Stephanie Nilles teilen sich den Preis in der Kategorie "Bestes Hörspiel". In der neunstündigen Hörspielfassung von John Steinbecks Epos "Jenseits von Eden" (NDR/Der Hörverlag) rücke die Regisseurin den Figuren so nahe, "dass hinter dem Ringen zwischen Gut und Böse ganz andere Sujets durchschimmern", urteilt die Jury. Mit der "eindringlichen Musik", der sich wesentlich die "dichte Atmosphäre" verdanke, und einem hochklassigen Ensemble füge sich alles "zu einem außergewöhnlichen Ganzen, das vorführt, wie wir Menschen sind und wie wir sein könnten".

Für die "Beste Unterhaltung" im Jubiläumsjahr des Hörbuchpreises wird Schauspieler Charly Hübner geehrt, der sein literarisches Debüt "Charly Hübner über Motörhead oder Warum ich James Last dankbar sein sollte" selbst eingelesen hat (tacheles!/Roof Music). "Mit irren Ohrwürmern" müsse rechnen, wer dieses Hörbuch konsumiere, warnt die beeindruckte Preis­trägerjury. Hübner habe seine DDR-Jugenderinnerungen „genial aufgeschrieben" und präsen­tiere sie so „ungemein witzig", dass „wir alle James Last dankbar sein können".

Titel-Hattrick für Stefan Kaminski

Zum dritten Mal hat Sprecher Stefan Kaminski den Preis in der Kategorie "Bestes Kinderhörbuch" gewonnen. Mit seiner Lesung von Julia Bleskens "Mission Kolomoro oder: Opa in der Plastiktüte (Oetinger audio) hat er die "Hörwölfe", eine fünfköpfige Kinderjury aus Wolfschlugen (Baden-Württemberg), vollauf begeistert. Die Kinder bewundern Kaminskis Fähigkeit, "allein durch seine Sprechweise und Stimme ganz unterschiedliche Menschentypen lebendig werden zu lassen", und empfehlen die "fantasievolle und spannende Abenteuerreise" nicht nur Gleichaltrigen, sondern der ganzen Familie.

Baran Datli und Anton Stanislawski erhalten die Auszeichnung in der Kategorie "Bester Podcast". Für "Hannes soll kein Russe werden" (Audible) hat das Autorenduo zwei Jahre lang die tragisch endende Geschichte des "Systemsprengers" Hannes recherchiert. Mit ihrer "unaufgeregten und sachlichen" Dokumentation, der "hohen Authentizität" der Interviews und einem kontinuierlichen Spannungsaufbau über sieben Teile hinweg zeigen die beiden Preis­träger nach Meinung der Jury, "wozu ein klug inszenierter Podcast fähig ist. Eine Offenbarung".

Dokumentarhörspiel zum NSU-Prozess ist "Das besondere Hörbuch 2021" 

Anlässlich seines 20. Jubiläums verleiht der Deutsche Hörbuchpreis die Auszeichnung "Das besondere Hörbuch 2021" für eine Produktion, die aus dem Gesamtkontingent der Einreichun­gen herausragte. Hier entschied sich die Preisträgerjury für "Saal 101. Dokumentar­hörspiel zum NSU-Prozess" (Der Hörverlag/Bayerischer Rundfunk für die Hörspielabteilungen der ARD und Deutschlandfunk).

6.000 Seiten Protokolle und Notizen der ARD-Gerichtsreporter wurden, so befindet die Jury, zu einem "wertvollen Stück Zeitgeschichte" verdichtet, eine "journalistische Glanzleistung" sondergleichen. Dramaturgisch hervorragend gegliedert und getragen von erstklassigen Sprecher:innen, vermittle diese Produktion unmissverständlich, worum es geht: "um die Verteidigung unserer Freiheit, um den Schutz unseres Rechtsstaates, letztlich um unser Wohlergehen".

Die Sendung "Deutscher Hörbuchpreis 2022" kann in der ARD-Audiothek nachgehört werden. (as)

www.ardaudiothek.de

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