Beachten deutsche Banken und Sparkassen Menschen- und Umweltrechte? Und wenn ja, in wie und in welchem Ausmaß tun sie das? Diesen Fragen geht der sechste "Fair Finance Guide Deutschland" (FFG) der Berliner NGO Facing Finance auf den Grund. Ziel des FFG ist es, für Bankkund:innen mehr Transparenz und Vergleichbarkeit in Bezug auf die soziale und ökologische Bilanz deutscher Banken herzustellen und im Dialog mit Banken deren Richtlinien zu verbessern.
"Immer mehr Kunden wünschen sich einen Finanzdienstleister, der Nachhaltigkeit priorisiert. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, dass es unabhängige und verbrauchernahe Rankings gibt, die solche Entwicklungen transparent machen", sagt Christiane Overkamp, Geschäftsführerin der Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen, die den FFG Deutschland mit Schwerpunkt in Nordrhein-Westfalen fördert.
Beste Bewertungen für Nachhaltigkeitsbanken
Die besten Bewertungen erhalten zum wiederholten Mal die Nachhaltigkeitsbanken GLS Bank (96 Prozent), EthikBank (92 Prozent) und Triodos (87 Prozent), aber auch die Kirchenbanken KD-Bank (82 Prozent) und die Pax-Bank (85 Prozent) aus Köln erreichen wieder den grünen Bereich (über 80 Prozent – Anm. d. Red.). Die Neueinsteigerinnen Sparda-Bank West (acht Prozent) und DekaBank (27 Prozent) sowie die Stadtsparkasse Düsseldorf (23 Prozent) bilden die Schlusslichter im FFG.
Die mit Ausrufezeichen gekennzeichneten Banken investieren auch in Unternehmen, die im Konflikt mit sozialen und ökologischen Normen stehen. © Facing Fincance/Ole Kaleschke
"Banken dürfen nicht länger die Brandbeschleuniger für Klimawandel und militärische Konflikte bleiben", fordert Thomas Küchenmeister, geschäftsführender Vorstand der NGO Facing Finance, die den "Fair Finance Guide" koordiniert. "Wenn die EU-Taxonomie Atomkraft und Gas als nachhaltig klassifiziert und solange Rüstungsexporte – besonders an kriegführende Staaten - nicht von der Taxonomie als nicht nachhaltig erfasst sind, werden umfassende Selbstverpflichtungen besonders der konventionellen Banken erforderlich sein", ergänzt Küchenmeister.
In Stichproben konnten für die Deutsche Bank (56), die Commerzbank (24) und die DekaBank (33) die größte Anzahl kritischer Finanzbeziehungen festgestellt werden – unter anderem zu kontroversen Rüstungs- und Kohleunternehmen sowie Lithium Produzenten oder zum Unternehmen Adani Ports and Special Economic Zone Limited, das indirekt bei der Finanzierung des myanmarischen Militärs half, teilt Facing Finance mit. (as)
www.fairfinanceguide.de
www.facing-finance.org
Über den "Fair Finance Guide Deutschland"
In Kooperation mit dem Südwind Institut und der Verbraucherzentrale Bremen und der Koordination der NGO Facing Finance werden im Rahmen des "Fair Finance Guide Deutschland" die veröffentlichten Selbstverpflichtungen von 18 Geldinstituten anhand von 275 Kriterien aus 14 Themen und Sektoren in Bezug auf deren Übereinstimmung mit internationalen Nachhaltigkeitsstandards überprüft.
Untersucht wurden die Bereiche Klima, Korruption, Geschlechtergleichheit, Menschen- und Arbeitsrechte, Natur & Umwelt, Steuern, Rüstung und Transparenz. Die Gender-Richtlinien weisen bei den meisten Banken die größten Defizite auf.
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