Keiner weiß, wer er oder sie ist: Doch die unter dem Namen "Q" bekannte Person ist Iniatior einer der größen Verschwörungsmythen der USA. "Q" behauptet nämlich, dass eine einflussreiche, weltweit agierende, satanistische Elite Kinder entführt, sie gefangen hält, foltert und ermordet, um aus ihrem Blut ein Verjüngungsserum zu gewinnen. Diese Fiktion knüpft an die "Pizzagate"-These von 2016 an, wonach hochrangige Politiker der US-Demokraten angeblich einen internationalen Kinderhändlerring zur Prostitution Minderjähriger betreiben.
So absurd diese Behauptungen klingen, so populär sind sie. Seit 2017 haben sich Millionen Anhänger:innen hinter "Q" geschart. Sie alle glauben an die QAnon genannte Verschwörungstheorie und werden auch selbst als QAnons bezeichnet. Expert:innen in den USA und Deutschland schätzen die Anhänger:innen als schwere aktuelle Gefahr für die repräsentative Demokratie ein.
Zwei Verdächtige
Mit der Anonymität könnte es für "Q" jetzt jedoch bald vorbei sein. Wie die New York Times berichtet, haben zwei unabhänging voneinander arbeitende Forschungsgruppen aus Frankreich und aus der Schweiz mit Hilfe von Machine-Learning den gleichen Verdächtigen gefunden. Den Wissenschaftler:innen zufolge soll der südafrikanische Softwareentwickler Paul Furber als erster unter dem Pseudonym "Q" in Erscheinung getreten sein.
Ron Watkins und Paul Furber © Gage Skidmore/CC BY SA 3.0; YouTube
Furber habe unter den Kürzel "Q" Verschwörungstheorien geteilt. Später sei dann Ron Watkins, Betreiber des Imageboards 8kun, dazugestoßen und habe auch Botschaften als "Q" verbreitet – anfangs in Zusammenarbeit mit Furber, später dann eigenständig. Der Filmemacher Cullen Hoback hatte schon vergangenes Jahr in seiner Dokuserie "Q: Into the Storm" Watkins als "Q" entlarvt.
Beschuldigte streiten ab
Wie Engadget berichtet, wendeten die Forschungsteams leicht unterschiedliche Ansätze bei der Spurensuche an. Die Forscher:innen aus der Schweiz identifizierten Sequenzen aus drei Buchstaben in den von "Q" veröffentlichten Texten und untersuchten, wie oft sich diese wiederholten. Die französischen Kolleg:innen brachten einer KI bei, nach solchen Mustern zu suchen. Danach wurden Beiträge von Personen untersucht, die als "Q" infrage kommen könnten.
Die stärksten Ähnlichkeiten wurden bei Furber und Watkinks gefunden – sowohl von den französischen als auch den eidgenössischen Wissentschaftler:innen. Die Schweizer:innen beziffern ihre Treffgenauigkeit auf 93 Prozent, während ihre französischen Kolleg:innen sogar von 98 Prozent Genauigkeit bei Furber und 99 Prozent bei Watkins sprechen. Sowohl Watkins als auch Furber bestreiten gegenüber der New York Times. (as)
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